„European Green Deal“ fordert die Industrie heraus – IHK-Industrie- und Umweltausschuss tagte in Melle

„European Green Deal“ fordert die Industrie heraus - IHK-Industrie- und Umweltausschuss tagte in Melle
Vorsitzender Dietmar Hemsath (1. Reihe) mit den Mitgliedern des IHK-Fachausschusses Industrie und Umwelt sowie IHK-Geschäftsbereichsleiterin Anke Schweda (1. v. r.) nach der jüngsten Sitzung bei der Solarlux GmbH in Melle.

„European Green Deal“ fordert die Industrie heraus – IHK-Industrie- und Umweltausschuss tagte in Melle

„Die Auswirkungen zunehmender Lieferengpässe und sprunghaft steigender Rohstoff- und Energiepreise werden für die Industriebetriebe in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim immer spürbarer. Während sich einzelne Industriebranchen noch über volle Auftragsbücher freuen, mussten andere die Produktion bereits drosseln oder zeitweise ganz einstellen. Die Folgen sind Kurzarbeit, sinkende Umsätze und insgesamt ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Es muss daher eine vordringliche Aufgabe der neuen Bundesregierung sein, sich verstärkt für faire Marktbedingungen einzusetzen. Nachteile im internationalen Wettbewerb durch Sonderbelastungen in Deutschland ansässiger Unternehmen sind auszugleichen“, erklärte Dietmar Hemsath, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Industrie und Umwelt anlässlich der Sitzung des Gremiums bei Solarlux GmbH in Melle. Hauptursachen für Lieferschwierigkeiten und Preisanstiege für Rohstoffe und (Vor-) Produkte sind laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter anderem die gestiegene Nachfrage und Transportprobleme. Neben höheren Einkaufspreisen führt dies vor allem zu längeren Wartezeiten. Insbesondere die Fahrzeug- sowie die Gummi- und Kunststoffindustrie sind betroffen. Zur gleichen Zeit werden Stromlieferungen am Spotmarkt immer teurer, Gas und Erdöl ebenso. Einem Großteil der Betriebe bereitet die Energiepreisentwicklung daher große Sorgen. „International wettbewerbsfähige Preise für alle Energieträger sind für den Standort entscheidend“, betonte Hemsath.

„Den größten Einfluss auf die künftige Klima- und Umweltpolitik in Deutschland wird der ‚European Green Deal‘ haben“, erklärte Dr. Sebastian Bolay, DIHK-Referatsleiter für Energiepolitik, Strommarkt und erneuerbare Energien. Wettbewerbsverzerrungen für deutsche Unternehmen gelte es zu verhindern. Auch seien nationale Alleingänge in diesem Kontext kritisch zu bewerten. „Die aktuelle Entwicklung an den Energiemärkten verändert die Rahmenbedingungen für die Umsetzung des ‚European Green Deals‘ erheblich. Neben Marktchancen für neue, grüne Produkte beinhaltet das Paket auch Risiken, etwa für die Versorgungssicherheit“, so Dr. Bolay. „Die neue Bundesregierung sollte weitere Vorsorge für den nicht unwahrscheinlichen Fall treffen, das es gleichzeitig auch in Nachbarländern zu Engpässen bei der Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien kommt“, so Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung, mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin. Es sei jetzt wichtig, dass der DIHK seinen bewährt guten Dialog mit der Bundespolitik fortsetze und sich intensiv einbringe.

Der Gastgeber der Sitzung, Stefan Holtgreife, Geschäftsführer der Solarlux GmbH in Melle, sprach sich in seinem Grußwort für eine gemäßigte Energiepolitik aus. Am 2016 bezogenen, neu errichteten Produktionsstandort setze das Familienunternehmen auf eine möglichst autarke Energieversorgung und einen Mix aus Geothermie, Photovoltaik sowie einem eigenen Blockheizkraftwerk. Als Weltmarktführer für Glas-Faltwände trage man zudem regelmäßig dazu bei, die Energiebilanz von Kundenimmobilien zu verbessern.

Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss Industrie und Umwelt trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung. Aktuell wird an einem energiepolitischen Leitbild gearbeitet. Der jüngste Austausch fand nach gut eineinhalb Jahren erstmals wieder in Präsenz statt.

Quelle Pressemeldung von  Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim